Die Tage des Namenlosen

Nach 'Der letzten Bastion' übernahm der Spieler von Roban Loken kurzzeitig das Meisterhandwerk und so schlitterten Wulf Steinhauer und Mythornius zusammen mit ihren neu kennengelernten Gefährten Ungrimm Eisenfaust und Hakon al-Hashinnah (der Charakter des Meisters, der in dieser Gruppe nur einmal gespielt werden sollte) in ein neues Abenteuer. Im Folgenden findet ihr das Tagebuch des Andergasters Wulf Steinhauer.

 

 

Das Tagebuch von Wulf Steinhauer aus Andergast

 

Punin, Ende des Mondes Rahja 1006 BF

Heute habe ich in der Yaquir-Oase den Zwergen Ungrimm Eisenfaust und den ehemaligen Gladiator Hakon al-Hashinnah getroffen. Nette Leute, man kann gut mit ihnen trinken. Roban hingegen hat uns nach den Erlebnissen in der Khôm verlassen, muss sich wohl von all den Strapazen erholen.

In der Taberna erzählten uns zwei reisende Händler von dem Magier Taphirel Ar'Ralahan in Wildenfest. Anscheinend sucht er einige tapfere Recken für einen Auftrag. Als Belohnung wird er einen Jeden der ihm hilft in Silber aufwiegen. Klingt vielversprechend.

 

Wildenfest, Ende des Mondes Rahja, 1006 BF

Ich habe mich zusammen mit Mythornius, Ungrimm und Hakon aufgemacht, diesen Magier zu suchen. Heute haben wir ihn endlich gefunden. Ist ein wirklich sehr seltsamer Mann, ich hatte das Gefühl, als ob er all meine Gedanken lesen kann. Er braucht für irgendein wichtiges Ritual, welches unbedingt am 3. Praios stattfinden muss, eine Zutat, die wir ihm besorgen sollen. Dazu müssen wir den Kaiserdrachen Isladir finden, dessen Hort sich im Raschtullswall befinden soll. Dort angekommen müssen wir dem Vieh eine Schuppe abnehmen, ein Zahn oder ein Rückenstachel wäre aber auch in Ordnung. Klar, kein Problem, ist ja nur ein verdammter Drache, da brauchen wir bestimmt nur recht freundlich zu fragen...

 

Sein Schüler, so ein milchgesichtiger Jungspung mit Namen Damiano, soll uns zudem begleiten. Ich halte zwar nicht viel von diesen Magiern und ihren Schülern, aber mir soll's recht sein. Wenig später habe ich dann erfahren, dass dieser Damiano gar kein richtiger Magus ist, sondern nur die Putze des blinden Erzmagiers Taphirel. Na wunderbar, aber immerhin kann er kochen.

 

Nun, wie das eben so ist, Silber kann man schlecht ablehnen, also haben wir diesen Auftrag - so waghalsig er auch klingt - angenommen. Der Magus stellte uns für den Auftrag immerhin vier Mulis, Verpflegung und Tagesgeld zur Verfügung. Und eben diesen Damiano.

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 27. Rahja 1006 BF 

Wir haben aus Langeweile einen Goblinstamm ausgelöscht. Ein besonders weinerliches Exemplar nahmen wir gefangen. Die beiden Neuen, dieser Zwerg Ungrimm und der Al'Anfanische Gladiator, haben sich im Kampf als ganz fähig erwiesen. Gut zu wissen.

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 28. Rahja 1006 BF

Heute habe ich den Rotpelz freigelassen, ich konnte es einfach nicht mit ansehen. Den Anderen habe ich erzählt er ist abgehauen, ich kann da sehr überzeugend sein. 

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 1. Namenloser 1006 BF (Isyahadin)

Wer hatte eigentlich die saudumme Idee, während den Namenlosen Tagen in der Wildnis herumzureisen? Heute morgen zuckte plötzlich ein gewaltiger Blitz am Himmel, danach herrschte fast schon Totenstille. Wir näherten uns der Einschlagsstelle, auf dem Weg dorthin fanden wir zahlreiche tote Tiere. Sicher kein normaler Blitz, kein Wunder bei diesen Tagen des Jahres.

Wenig später fanden wir den Ort des Einschlags. Verbrannte Erde und rauchende Baumreste, dazu ein totes Pferd samt Reiter. Als wir näher kamen, erkannten wir, dass es sich bei der Leiche um einen Praios-Geweihten handelte, in dessen Zügen sich auch noch im Tode Schmerz und Angst widerspiegelten. Seine rechte Hand krallte sich um ein Amulett, welches sich regelrecht in seine Handfläche hineingebrannt hatte. Neben dem Leichnam lag eine tiefschwarze, grausige Statuette - das Abbild eines Dämonen, ohne Frage!

 

Mythornius fand bei dem toten Praios-Geweihten zudem ein Tagebuch. So konnten wir herausfinden, dass der unglückliche Geweihte auf "das Gewaltige" gestoßen sei, welches niemals in die Hände der Jünger des Namenlosen fallen dürfe.

Wir haben uns natürlich auch die Statuette genauer angeschaut: Sie ist aus irgendeinem schwarzen, glänzenden Stein gefertigt und sieht dabei so echt aus, dass man meinen könnte, das Ding lebt und ist gar keine Steinstatuette. Sie sieht grauenvoll aus, ich bin froh, dass der Magier sie an sich genommen hat. Besser wäre es natürlich gewesen, wir hätten dieses Ding nie gefunden, aber dafür ist es nun natürlich zu spät.

 

Kaum hatten wir den glücklosen Geweihten begraben, wurden wir auch schon von vier Schurken angegriffen. Wir machten kurzen Prozess mit dem Pack und kurz darauf hatten wir sogar zwei Pferde zusätzlich zu unseren Mulis und Damiano.

 

Salwynsfelden, 1. Namenloser 1006 BF (Isyahadin) 

Wir haben das kleine Dörfchen Salwynsfelden erreicht. Die Dorfälteste Esla Salwyn bot uns Travia-gefällig eine Übernachtung in ihrem Hause an. Die gesamte Sippschaft war bei ihr im Haus, wie es eben in diesen schrecklichen Tagen zwischen den Jahren so üblich ist. Das Essen war gut, die Unterhaltungen ebenso. Eine der jungen Maiden ließ mich sogar in ihrem Bett übernachten.

 

Die Nacht war aber leider viel zu kurz - nicht etwa wegen der hübschen Frau, sondern aus ganz anderen Gründen. Ein aufgebrachter Mob gab uns in der Nacht die Schuld an der Geburt eines zweiköpfigen Kalbes. Dummes Bauernpack! Wir sind vorsichtshalber abgereist, genau genommen könnte man es auch als Flucht bezeichnen.

  

Am Fuße des Raschtulswalls, 2. Namenloser 1006 BF (Aphestadil) 

Wir sind auf den Boron-Geweihten Fulger getroffen, der für den Boronsanger des nahegelegenen kleinen Weilers verantwortlich ist. Auch er warnte uns vor einer finsteren Macht, die von dieser unseligen Statuette ausgeht und legte uns nahe, sofort nach Ragath zu gehen und dort Beistand unter der Geweihtenschaft zu suchen. Im Praios-Tempel wüsste man sicherlich, was zu tun sei. Wir entschlossen uns daraufhin, die Jagd auf den Drachen erst einmal zu beenden. Unser jetziger "Auftrag" gefällt mir aber noch weniger gut als die Jagd auf einen riesigen Kaiserdrachen. Zu allem Überfluss scheinen wir auch alle von Alpträumen heimgesucht zu werden. Selbst die Tiere merken das irgendetwas nicht stimmt, sie sind noch störrischer als sonst. Dennoch haben wir uns einen Rastplatz gesucht, denn die Nacht durchzuwandern ist auch keine Lösung.

 

Nachts wurde es dann nach der Tageshitze sehr schnell kalt, sehr kalt. Irgendetwas Unsichtbares beobachtete uns zudem, wir hörten die Schritte des Wesens und spürten seine Nähe. Mythornius meint irgendwelche wolfsähnlichen Kreaturen gesehen zu haben. Als würde das nicht schon reichen hat auch noch ein Berglöwe eines unserer Mulis gerissen.  

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 3. Namenloser 1006 BF (Rahastes)

Im Laufe des Tages gerieten wir in einen Hinterhalt von Kultisten des Namenlosen. Es waren einfach zu viele. Uns gelang es mit letzter Kraft die Flucht zu ergreifen. Ich wurde dabei schwer verwundet. Nach diesem Desaster entschlossen wir uns, Damiano zurückzulassen, da er uns keine Hilfe ist und bei einer schnellen Reise nur ein Klotz am Bein wäre. Wir schickten ihn deswegen mit den verbliebenen Mulis zurück nach Hause. Er tat was wir ihm gesagt hatten, auch wenn er alles andere als begeistert von dieser Idee war.

 

Später sind wir in einem kleinen Wäldchen auf einen alten Mann getroffen. War ein wirklich komischer Kauz, er sprach kein Wort und machte den Eindruck, als ob er schon seit Jahrzehnten hier zwischen den Bäumen haust. Nett war er allerdings, denn er versorgte unsere Wunden, ohne etwas dafür zu verlangen.

 

Später vernahmen wir liebliche Stimmen und entschlossen uns kurzerhand, den Ursprung der Stimmen zu erkunden. Was wir dort gesehen haben versuche ich seither wieder zu verdrängen: stinkende Ghule tanzten mit hübschen Frauen. Widerlich! Ein Hirngespinst? Wir haben unseren Lagerplatz auf jeden Fall weit weg von diesem abartigen Geschehen aufgeschlagen.

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 4. Namenloser 1006 BF (Madaraestra)

Erneut kam ein seltsamer Nebel auf. Wir konnten in den dicken Nebelschwaden Gestalten erkennen, die eine Schlacht hinter sich gehabt haben müssen. Kein schöner Anblick, aber Angst machte mir dieser Quatsch natürlich nicht. Den Anderen dagegen war die Angst ins Gesicht geschrieben, sogar dem Angroscho. Scheinen wohl doch ganz schöne Memmen zu sein.

 

Zu allem Überfluss flogen auch noch einige Harpyien über uns, die wir aber recht schnell vertreiben konnten. Schien fast so, als ob die hässlichen Biester uns gesucht haben.

 

Am Fuße des Raschtulswalls, 5. Namenloser 1006 BF (Shihayazad)

Heute haben wir eine Hexe gesehen, die mit berittener Gesellschaft von einer Jagd zurückgekehrte. Beunruhigend, dass die Jagdgesellschaft ausschließlich Jagdbeute bei sich hatte, die einem der Zwölfe heilig ist. Unglücklicherweise hatte die Jagdgesellschaft auch den Magierschüler Damiano bei sich. Wüsste nicht, was an dem Burschen heilig sein sollte.

 

Wir verfolgten die Meute bis zu einer Burg, an einen Einbruch war dort allerdings nicht zu denken. Wir entschlossen uns weiterzugehen und Damiano zu gegebener Zeit zu befreien.

 

Dann erreichten wir eine Lichtung, auf der sich zahlreiche Kultisten des Namenlosen Gottes versammelt hatten. Im Zentrum des Platzes war ein Altar und eine verhüllte Statue zu erkennen.

Ab diesem Zeitpunkt ist meine Erinnerung stark getrübt. Die anderen erzählten mir allerdings, ich sei dort in eine Art Wahn verfallen. Sicherlich hatte mich der Namenlose in seinen düsteren Bann gezogen. Ich erinnere mich nur an einige wenige Bruchstücke und Gedankenfetzen. Irgendeine Frau habe ich niedergeschlagen, dann trug der Zwerg die Kleidung der Frau. Dann wurde auch ich niedergeschlagen, später habe ich zusammen mit Hakon die Statuette an mich genommen und diese zu den Kultisten gebracht. Sind wir dem Kult beigetreten? Ich kann mir das nicht vorstellen! Um die verhüllte Statue began ein finsteres Ritual, angeführt von der Hexe und einem bleichen Elfen. Dann passierte alles gleichzeitig - eine Wolke senkte sich über den Ritualplatz und ein fürchterlicher Dämon mit messerscharfen Armen wie Schwerter erschien. Er hielt blutige Ernte unter den Kultisten und nahm die kleine Statuette an sich. Die Hexe konnte fliehen und die wenigen, überlebenden Kultisten flohen ebenfalls oder wurden von uns niedergemacht. Damiano war auch dort, ihn konnten wir immerhin retten.

 

Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass die Kultisten am Ende der Namenlosen Tage diesen mächtigen Schwertdämon herbeirufen und ihn mit Hilfe der Schwarzen Statuette beherrschen wollten. Aber da hatten sie die Rechnung ohne uns gemacht! Durch unser Eingreifen wurde das Ritual entscheidend gestört und so konnte sich der Dämon zurück in seine Welt verziehen, ohne weiteren nennenswerten Schaden auf unserer Welt anzurichten. Wir sind Helden!

 

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