Gerlosch Sohn des Gilltox

 

12. Tag im Feuermond 985 B.F. - Murolosch, Kavernen der Ignarox-Sippe

Gerlosch atmete tief ein und sog die warme Luft in seine große Nase. Der Duft von geschmolzenem Metall der nahen Schmieden vermischte sich hier in der zentralen Kaverne seiner Sippe mit dem Geruch aus dem Festsaal, wo sicher schon die ersten Fässer dunkelgoldenes Barom, das traditionelle Bier seiner Sippe, angestochen wurden und Pfannen mit Gebirgsbock, Kraut und Schwefelschwamm über dem Feuer brieten. Dieser heimatliche Geruch und das bevorstehende gemeinsame Sippenmahl trugen noch mehr zu seiner außerordentlich guten Laune bei. Mit beinahe tänzelnden Schritten durchquerte der junge Angroscho die große Kaverne mit ihren mächtigen Stützen. Von hier aus konnte man über mehrere Ebenen zu den Wohnbereichen gelangen oder über einen langen Tunnel zum Zentrum von Murolosch, der unterirdischen Zwergenstadt, die sein Zuhause war. Erst wenige Male war er außerhalb von Murolosch unterwegs gewesen, um beim Holzfällen zu helfen oder den Hopfen einzubringen. Gerlosch ließ den Tunnel jedoch links liegen und bog in den breiten Stollen ein, welcher Ignaritir genannt wurde. Dieser führte unter den Wohnbereichen hindurch zum Festsaal, dem Bierkeller, der Brauerei, der Waffenkammer, Schatzkammer und weiteren Kavernen der Sippe. An den glattgeschliffenen Basaltwänden zu beiden Seiten des Ignaritir-Stollens bezeugten Runen und Wandbilder die Geschichte von Urvater Ignarox bis zum heutigen Tage. Jede besondere Leistung eines Sippenmitglieds wurde von Xerica, der Chronistin und Geschichtensammlerin des Klans, in den Basalt gehauen und für die Ewigkeit festgehalten. Während er weiterging ließ Gerlosch seine Hand über den glatten Stein mit seinen Vertiefungen streifen bis die Barobarabba in der Neuzeit endete. An dieser Stelle würde bald sein Name stehen, dachte er und musste unwillkürlich grinsen. Gerlosch ließ die Basaltwand und den Ignaritir hinter sich, hüpfte die steinerne Wendeltreppe regelrecht hinunter zur nächsten Ebene und erreichte nach wenigen Schritten die schwere Steineichentür des Festsaals.

Als er die Doppeltür aufstieß, empfingen ihn bereits der durchdringende Duft der Bratpfannen, das Gelächter seiner Sippenbrüder und das Wummern der Trommeln der Musiker. Die gemütlich mit viel Holz verkleidete Höhle mit den Familienwappen, Fahnen und Trophäen an den Wänden war schon gut besucht. An einem breiten Langtisch aus Holz nahe des knisternden Kamins hatten sich auch schon seine Freunde Sala und Schrax niedergelassen, hielten ihre biergefüllten Humpen in die Höhe und sangen lautstark das Drachentöter-Lied, sodass der gute Gerstensaft schon bedrohlich hin und her und aus den Krügen zu schwappen drohte. Als sie Gerlosch entdeckten hielten sie kurz inne und grölten noch lauter. “Sehet, sehet! Der Held von Lûr! Ein Angroscho wie ihn nur der Ignarox-Klan hervorbringen kann! Sehet!”, rief Schrax. Tatsächlich drehten sich einige näherstehende Zwerge zu Schrax und Gerlosch um. Sein Erfolg bei den Wettkämpfen in den Stählernen Hallen lag einige Tage zurück und hatte sich schon herumgesprochen aber trotzdem kamen zwei Verwandte näher und gratuliertem ihm nochmals persönlich. “Der jüngste Zwerg in der Finalrunde! Kangroscha! Xerica spitzt schon den Meißel!”, meinte einer seiner Onkel. “Bedauerlich, dass ich eure Kämpfe nicht mit eigenen Augen verfolgen konnte!”, befand Ferrusch der Braumeister, der gerade vier Humpen auf einmal in Richtung seines Tisches balancierte.

“Da habt ihr fürwahr etwas verpasst!”, bemerkte Sala, bevor ihn Schrax lautstark übertönte. “Seinen Axtschwung gegen Smarram hättet ihr sehen müssen! Hat ihm glatt den Bart unterhalb des Brustbeins gestutzt! Und der Kampf gegen Arunax erst! Zu jederzeit ein

ebenbürtiger Schlagabtausch und ich sage, zwei Hiebe vor dem Ende wäre Arunax fast besiegt gewesen als Gerlosch mit einer Finte den Veteranen vieler Schlachten ins Leere laufen ließ!”

“Viele Gegner brachte er jedoch schon in der ersten Aktion mit seiner Fledermaus zu Fall!”, bemerkte Sala.

In der Tat war die Fledermaus, die bei den Amboßzwergen nicht so sehr üblich war wie bei den Zwergen des Kosch, eine Waffe, die Gerlosch gerne nutzte und in den ersten Runden auch den ein oder anderen Zwerg damit überraschen konnte. Im Verlauf der Wettkämpfe hatte sich dieser Vorteil allerdings aufgelöst. Trotzdem konnte er sich bis in die Runde der letzten 8 vorkämpfen, was zuvor noch keinem Zwerg des Stammes unter 40 Jahren gelungen war. Damit hatte Gerlosch einen ordentlichen Achtungserfolg erzielt und er war zuversichtlich, dass ihm dies insbesondere bei seiner Liebeswerbung von Nutzen sein konnte. Seit drei Jahren warb er nämlich um die schönste Angroschna des Stammes, Balmascha Tochter der Balmana.

“Ich sollte ihr den Turnierpreis als Liebesbeweis schenken”, dachte Gerlosch während er sich zu Sala setzte und ein Barom vorgesetzt bekam. Schrax folgte indessen Ferrusch zu dessen Tisch um ihm noch die weiteren Kampfabläufe näherzubringen.

“Wie war es denn heute bei Großonkel Dorschax?”, fragte Sala und riss Gerlosch aus seinen Gedanken an die liebliche Zwergendame.

“Gut. Sehr gut sogar. Wir haben an der Mechanik der selbsttätig schließenden Tore gearbeitet. Manchmal hoffe ich fast, dass wir angegriffen werden, um zu sehen wie gut die Abwehrmechaniken funktionieren!” “Sag so was nicht. Wenn es nach mir geht, können die Drachen in den nächsten Jahrhunderten eingehen!”, sagte Sala.

“Du bist mir so ein Angroscho! Wie willst du dann deine 30 Feinde erreichen, die ein jeder Zwerg zu Lebzeiten töten soll?”

“Ach, das sind doch uralte Zeilen aus der Barobarabba. Angrosch kann man doch viel eher durch gutes Schmieden und das Opfern von Erzen ehren!”

“Sag das mal Schrax! Der hat im Wettbewerb ja gekämpft wie ein Berserker.” “Und leider der Abwehr zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.”

“Denkst du, er ist ob seines frühen Ausscheidens betrübt?” “Wenn, dann zeigt er es nicht. Ich denke aber eher, er ist stolz auf dich. Schon als ich hier ankam, hörte ich ihn von nichts anderem reden. Sogar Kusine Gruschela hat er alles haarklein erzählt, dabei war die doch selbst bei den Kämpfen anwesend”, meinte Sala.

Gerlosch blickte sich um. Er hatte Gruschela noch gar nicht erblickt. Soweit er wusste war sie recht gut mit Balmascha befreundet und vielleicht konnte er bei ihr erfahren, welches Geschenk er als nächstes zur Liebeswerbung überreichen konnte. Da! In einer verwinkelten Ecke hatte er sie erspäht. “Ich bin gleich zurück”, verkündete er, stand auf und drängte sich an einigen Zwergen vorbei in Richtung seiner Kusine. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und sprach mit einer Angroschna, die Gerlosch nicht kannte. “... pflegte wohl schon seine Wunden nach den Kämpfen. Hach, eine gute Wahl will ich meinen”, sagte die Unbekannte. “Ein großer Kämpfer ist er, das stimmt. Doch die 90 Jahre Altersunterschied wären mir zu viel”, meinte Gruschela. “Balmascha will die Verlobung am Feuerstag bekannt geben”, sagte die Unbekannte und Gerloschs Lebensfunke flackerte einen Moment, als er diese Worte hörte. “Von wem sprecht ihr?”, fragte Gerlosch und noch ehe sich Gruschela umdrehen konnte, sagte die Unbekannte mit breitestem Lächeln “Von Balmaschas Verlobung mit Arunax”. Auch wenn es der Kohlestaub in seinem Gesicht etwas kaschierte, Gerlosch wurde

kreidebleich. Gruschela realisierte sofort, was in Gerloschs Gedanken gerade ablief. “Es tut mir so leid Gerlosch! Ich habe es auch erst eben erfahren”, sagte sie. Doch Gerlosch wandte sich tonlos um und schlurfte zurück zu seinem Tisch. Arunax? Im Ernst? Schwer ließ er sich auf die Bank fallen und griff nach seinem Barom-Krug.

“Wenn er nach meiner Finte den Hieb nur nicht so meisterlich pariert hätte…”, dachte Gerlosch.

“Welcher Bergschrat ist dir denn auf den Fuß getreten? So eine Miene zieht doch kein Held der Stählernen Hallen!” Sala konnte immer direkt sehen, wenn mit Gerlosch etwas nicht stimmte.

“Ich habe soeben erfahren, dass Balmascha ihren Kavalier gewählt hat!”, gestand Gerlosch den Grund für seine Miene. Sala war kurz perplex doch packte er Gerlosch gleich danach am Arm.

“Na dann hat dein Frauendienst ja endlich ein Ende!”, sprach er voller Freude. “Und du kannst dich wieder voll dem Dienst an Angrosch widmen. Glaube mir das bringt mehr Erfüllung als die olle Balmascha!” Gerlosch wusste, dass seine Freunde noch nie verstanden hatten, warum er so vernarrt in diese Angroschna war, doch seit er sie bei einem Bad im Borkaltar Bergsee vor gut sechs Jahren zum ersten Mal sah, war sie nicht mehr aus seinem Schädel verschwunden. Seine Eltern hatten ob seines geradezu obsessiven Liebeswerbens ebenfalls schon Verwunderung geäußert, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Auch nicht durch ihre Zugehörigkeit zu einer anderen Sippe. Bis heute jedenfalls nicht.

“Das Schlimmste weißt du noch gar nicht, Sala! Sie hat Arunax erwählt! Arunax! Keine zwei Tage nachdem ich ihn beinahe besiegt hätte und damit nicht nur in die Runde der letzten acht sondern in die der letzten vier eingezogen wäre!”

Gerlosch packte nur seinerseits beide Arme seines Freudes und blickte ihm in die Augen. “Wenn ich nur die Attacke nicht so zögerlich ausgeführt hätte! Dann hätte sie sicher mich gewählt! Ich bin sicher!”

Sala befreite sich aus dem Griff und drückte Gerlosch das Barom in die Hand.

Sie stießen an und Gerlosch leerte den Krug in einem langen Zug. “Mach dich doch nicht verrückt”, versuchte es Sala wieder. “So wie Arunax pariert hat, hätte auch ein besserer Hieb nichts gebracht. Er ist ein hervorragender Kämpfer und nicht wenige glaubten schon zu Beginn, dass er den gesamten Wettbewerb gewinnen könnte!”

Aber Gerlosch brachte das noch mehr in Fahrt. “Das ist es doch! Wenn ich Arunax geschlagen hätte - ein Favorit auf den Wettbewerb - sie wäre mir zu Füßen gelegen! Welch vergebene Möglichkeit! Und sie entscheidet sich für einen fast 90 Jahre älteren Zwerg der seine besten Zeiten schon hinter sich hat.”

“Ich würde eher meinen er steht in der Blüte seines Lebens. Ich hätte nicht gedacht, dass er im Halbfinale gegen Hergul verliert. Wahrscheinlich hattest du ihn schon so sehr geschwächt! Hast du das entscheidende Manöver von Hergul gesehen?” Gerlosch war klar, dass Sala versuchte seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, doch die Niederlage von Arunax gegen Hergul machte in Gerloschs Augen alles noch schlimmer. Hätte Arunax den Wettbewerb gewonnen, hätte er Balmascha sogar verstehen können, einen Turniersieger zum Kavalier zu erwählen. Stattdessen pflege sie die Wunden eines Verlierers, Wunden, die er ihm zugefügt hatte!

“Seht euch mal dieses Prachtstück an!”, sagte Schrax und platzierte einen besonders schön geformten Drachenzahn in der Mitte des Tisches. Er war mit Ubolum im Schlepptau an den Tisch zurückgekehrt, einem Zwerg der nur ein Jahr jünger war als sie und vor kurzem das Anglagorum, seine Feuertaufe, bestanden hatte.

“Und was machen die leeren Krüge hier? FERRUSCH! Neues Barom für den Helden der Stählernen Hallen!”

“Es herrscht Selbstbedienung junger Zwerg!“, schallte es von Ferrusch zurück. „Ein jeder Held solle sich an den Fässern selbst gütlich tun!” “Ich füll auf!”, meine Sala und erhob sich gemächlich.

“Ist das nicht feinste Schmiedearbeit? Kangroscha! Was meinst du Gerlosch?”, lobte Schrax. “Die Ziselierung am Griff gleicht doch deinem Drachenzahn! Reich ihn uns doch kurz.”

Gerloschs Hand wanderte an seinen Gürtel, zog seinen Drachenzahn, welchen er selbst vor gut einem Jahr beim Anglagorum geschmiedet hatte, aus der Scheide und gab ihn Schrax in die Hand. Dieser verglich die beiden Dolche mit wortreichen Beschreibungen, bei denen die Augen von Ubolum zu leuchten begannen. Als er geendet hatte, reichte Ubolum den Drachenzahn zurück an Gerlosch, bedankte sich und gratulierte ihm ebenfalls für seine Leistung bei den Wettkämpfen. “Wie fühlt es sich an, der jüngste Angroscho des ganzen Stammes zu sein, der es je in die Finalrunde der letzten acht geschafft hat?” “Großartig”, sagte Gerlosch und zwang sich zu einem Lächeln - doch seine Gedanken waren ganz woanders.

Als Sala mit drei Krügen zurückkam setzte sich auch Schrax zu seinen beiden Freunden an den Tisch.

“In acht Jahren, bei den nächsten Wettkämpfen, werde ich noch stärker sein, und Arunax besiegen!”, sprach Gerlosch seine Gedanken aus. “Ich bin der Kämpfer der Zukunft, und Arunax wird Vergangenheit sein.”

“Genau. Blick nach vorne. Denen wirst du’s zeigen!”, stimmte Sala zu.

“Wieso denkst du denn so weit voraus? Nun freu dich doch erstmal über deine großartige Leistung in diesem Jahr! Ist dir das nicht genug?”, meinte Schrax.

“Ihr versteht nicht: das muss ich Balmascha klar machen. Dass sie mit mir einen zukünftigen Helden an der Seite hat. Und nicht jedes Jahr einen alternden Verlierer!”, sagte Gerlosch.

“Bruder es ist vorbei! Sie hat ihren Favoriten gewählt”, beschwörte ihn Sala.

“Ach, es geht wieder um die Weibsbilder”, meinte Schrax resignierend und nahm einen tiefen Schluck vom Bier. “Noch ist die Verlobung nicht verkündet. Ich muss jetzt mit ihr sprechen. Muss sie jetzt überzeugen!”, Gerlosch zitterte fast vor Aufregung. Ja, das musste es sein. Die letzte Gelegenheit. Er sah sie beide vor seinem geistigen Auge glücklich in Zweisamkeit so wie er sich das schon so oft vorgestellt hatte.

“Das halte ich für keine gute Idee!”, meinte Sala.

“Da muss ich ausnahmsweise zustimmen!”, meinte Schrax der sonst häufig eine eigene Meinung zu solchen Dingen hatte. “Vergiss mal deinen Rammlatosch und trink mit deinen Freunden!”

“Es geht doch nicht um Norga! Sondern um Norgamasch!” sagte Gerlosch wütend und stand auf. “Ich habe vielleicht nur diese eine Möglichkeit. Und die werde ich nutzen!” Er leerte seinen Krug und ließ seine Freunde ratlos zurück.

Schnellen Schrittes war Gerlosch vom Festsaal aus durch die Kaverne in den Tunnel nach Murolosch geeilt und überlegte unterdessen wo er Balmascha wohl auffinden würde. Da es noch früh am Abend war, wollte er es zuerst in ihrer Wohnstatt versuchen. Den Weg dahin war er schon unzählige Male gelaufen um Geschenke und Huldigungen zu überbringen. Doch dieses Mal spürte er keine Leichtigkeit im Kopf, sondern etwas Brodelndes tief in sich drinnen. Arunax. Der nur mit Glück gegen ihn gewonnen hatte. Machte sich jetzt womöglich noch lustig über ihn. Eine ungekannte Wut kochte in ihm hoch und er musste sich beherrschen freundlich zu klingen, als er die Wachen vor dem Eingang zur Greifgrim-Sippe passierte.

Brauch wäre es, sich anzumelden und dann im Beisein der Eltern ein Geschenk zu überbringen. Aber dafür hatte er heute keine Zeit. Deshalb lief er direkt zur Wohnhöhle der Balmascha und klopfte an die Tür. Zu seiner Überraschung öffnete seine Angebetete und stand in aufreizender Wäsche vor ihm. Scheinbar war sie gerade dabei gewesen sich für den Abend umzuziehen und hatte nicht mit Besuch gerechnet - er hatte sich schließlich ja auch weder angemeldet noch ankündigen lassen.

“Gerlosch!”, rief Balmascha mit Überraschung in den Augen.

Gerlosch vermochte nicht zu sagen ob es freudige Überraschung oder nur Erstaunen war. Dazu raubte ihre Schönheit kurz Gerloschs Atem und er hatte ganz vergessen, was er eigentlich sagen wollte. Gerade als er ansetzen wollte, ein Wort zu formen, hörte er hinter sich eine bekannte Stimme. “Was hast du denn hier zu suchen?”

Gerlosch drehte sich um und sah Arunax, edel zurechtgemacht für den Abend. Oder für eine Verlobungsfeier?

“Du!”, knurrte Gerlosch.

“Hab ich dir noch nicht genug den Allerwertesten versohlt?” witzelte Arunax und brachte damit Gerloschs Kopf zum Erröten. “Ich fordere einen Zweikampf um die Gunst der holden Balmascha!” rief Gerlosch aus, ohne zu überlegen.

“Die holde Balmascha hat schon entschieden Jungchen. Kein Zweikampf unter Angroschs Augen könnte daran etwas ändern” “Du hast wohl Angst, alter Zwerg!” “Scheinbar legt man in der Ignarox Sippe keinen Wert auf Respekt der erfahrenen Zwergen zusteht, sonst wärst du überhaupt nicht hier aufgekreuzt“, schrie Arunax. „Aber nun gut. Dann will ich dir eben den Repekt beibringen, den du zutage legen solltest.”

Arunax zog seine Axt aus dem Gehänge und auch Gerlosch machte sich kampfbereit. Er versuchte sich zu beruhigen und zu konzentrieren, was ihm jedoch nur leidlich gelang. “Es gelten die Regeln der Stählernen Hallen”, verkündete Arunax und verwies damit auf das Kampfende nach dem ersten Blut. Beide trugen keine Rüstung so dass schon ein leichter Treffer den Kampf entscheiden, ein schwerer jedoch fatal sein konnte.

Balmascha stand derweil wie angewurzelt im Türbogen und beobachtete das Geschehen vor ihrer Wohnung.

Arunax schien abzuwarten und so führte Gerlosch den ersten Hieb, welcher der Veteran jedoch leicht parierte. Dessen scharf geführter Angriff konnte Gerlosch gerade noch abwehren und versuchte es, wie im Kampf vor einigen Tagen, wieder mit einer Finte. Doch Arunax schien dies vorausahnen und der Angriff ging fehl. Jetzt war Gerlosch im Nachteil und sah die Attacke nur aus den Augenwinkeln kommen. Intuitiv versuchte er auszuweichen, doch die Axt ritzte dennoch leicht seinen Ärmel. “Treffer”, rief Arunax aus. “Zählt nicht”, erwiderte Gerlosch. “Es ist keine sichtbare Verletzung”. Die folgenden Provokationen von Arunax nahm Gerlosch gar nicht mehr war. Blut und Hitze wallte in seinem Kopf. Sein Sichtfeld fokussierte nur noch den hämisch lächelnden Kontrahenten und ein einziger Wunsch formte sich in seinen Gedanken. Er wollte ihn verletzen. Nur einen Treffer setzen. Ein Treffer und Balascha wäre sein. Die nächste Attacke führte der mit einer Wucht aus, die er selbst nicht für möglich gehalten hatte und Arunax taumelte durch die Parade zurück. Gerlosch zögerte nicht und führte gleich den nächsten Hieb auf seinen Gegner. Doch dieser wehrte famos die Kraft um und ging zum Gegenangriff über. Gerlosch bemühte sich überhaupt nicht um eine Parade und wurde am Oberarm getroffen. Blut spritzte aus der Wunde, Arunax lachte hämisch. Doch Gerlosch hörte nicht auf. Er holte aus und Arunax sprang überrascht zur Seite. “Du hast verloren Jungchen. Geh nach Hause!” rief dieser aus.

Doch Gerlosch hörte das nicht. Hörte nichts mehr. Wollte nur noch gewinnen. Wieder führte er einen wuchtigen Hieb aus. Und noch einen und einen weiteren und trieb Arunax immer weiter zurück. Beim nächsten Wuchtschlag wurde Arunax durch die Parade an die Treppe zur nächsten Ebene gedrängt und stolperte. Seine Axt glitt scheppernd zu Boden und er lag wehrlos da. Gerlosch holte zum finalen Schlag aus…

 

21. Tag im Nebelmond 986 B.F. - Fasar, Sidi Shebahan

Gerlosch stand knöcheltief im Schmutz, einer Mischung aus Erde, Kot und Blut, auf dem Hauptweg des Fasarer Elendsviertels Sidi Shebanan. Zur Rechten lehnten baufällige, verrußte Lehm- und Bretterhütten aneinander, die selbst ein Zwergenkind als einsturzgefährdet bewerten würde. In den wenigen Lücken zwischen den Buden hingen Stofffetzen als Zeltdächer. Andere Baulücken waren enge Gassen, welche tiefer in das Gewirr aus Hütten, Buden, Zelten und Ständen führten. Zur Linken des Hauptweges breitete sich der Boronanger aus. Dieses umfangreiche Gräberfeld, dessen umlaufende Mauer und Grabsteine größtenteils abgetragen und für andere Bauten benutzt worden waren, war in etwa der Mittelpunkt des Viertels und nachts selbst gut gerüstet und bewaffnet lebensgefährlich. Derart vernachlässigt glich der Friedhof einem hügeligen, schwer überschaubaren Park mit aufragenden Stelen, zerbrochenen Grabsteinen, schwarzen Basaltquadern sowie großen und kleinen Grüften. Überwuchert mit Efeu, doch ohne jeden Baum, weil alle bereits als Feuerholz geendet hatten. Die Nachmittagssonne senkte sich, wie in der kühlen Jahreszeit üblich, schon jetzt Richtung Horizont und warf immer länger werdende Schatten auf den Boden. Ein Rudel Menschenkinder spielte auf dem Weg mit Stöcken und etwas, das aussah wie ein Schädel. Im Schatten einer verfallenen Krypta schlossen zwei zerlumpte Gestalten einen Handel ab. Und keine zehn Schritt von Gerlosch entfernt, lehnte ein älterer Mann mit dem Rücken an einem Grabstein und zuckte in rauschhaften Träumen. Trotz der scheinbaren Ruhe bewegte sich Gerlosch behutsam und mit allen Sinnen gespannt vorwärts, auf einen Mauerrest des Friedhof zu, jederzeit auf einen Angriff gefasst. Ein Moment der Unaufmerksamkeit konnte hier einem das Leben kosten, wie er schon bei anderen unglücklichen Seelen beobachten musste. Und obwohl sein Lederharnisch verschmutzt und leicht beschädigt war und seine Axt dem Namen spottete, stellten solche Gegenstände in diesem Stadtviertel einen hohen Wert dar, für den, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet wurde. Noch vielmehr galt dies für seinen wichtigsten Besitz: seinen selbst geschmiedeten Drachenzahn. Schon mehrfach musste er Angriffe auf sein Leben abwehren, aber einzelne Gegner waren bisher kein Problem für ihn gewesen. Als er jedoch mal einer Gruppe von dreien gegenüber gestanden hatte, retteten ihn nur sein Lederharnisch und etwas Glück. Die verkrustete Wunde eines tiefen Schnitts von diesem Kampf prangte noch an seinem linken Oberarm. Er hatte den Mauerrest erreicht, hinter dem keine Gefahr zu drohen schien. Tatsächlich bot dieser für einen Zwerg einen passablen Schutz zu zwei Seiten. Eine gute Gelegenheit um kurz etwas auszuruhen.

Die letzten Tage waren voll von Enttäuschungen gewesen. Nach seiner Verbannung für vier mal acht Jahre aus Murolosch war er gezwungen gewesen, für diese Zeit eine andere Heimat zu finden. “Hoscha reworim!”, hatten ihm Sala und Schrax gewünscht, als er aus Murolosch durch das mächtige, steinerne Tor geschritten war. Zuerst hatte er versucht, in Almadas Städten zu verweilen, doch selbst in der Zwergenstadt Taladur begegnete man einem Klanarodosch, einem verstoßenen Amboßzwerg, bestenfalls mit Misstrauen. Deshalb war er, nach einigen Wirrungen, mit großen Hoffnungen nach Fasar gekommen. Er hatte gehört, dass hier eine eigene Zwergenenklave bestand und dazu dass hier viele Zwerge, die keine Heimat hatten, Unterschlupf fanden. Die Reise an der Oberfläche war für ihn anfangs sehr ungewohnt und die Überquerung des Rashtulswalls noch die schönste Etappe. Doch die Zuversicht, bald wieder unter Zwergen zu sein, trieb ihn voran. Nach seiner Ankunft in Fasar erlebte er jedoch die nächste Ernüchterung am steinernen Tor von Keshal Angra. Nach längerer Diskussion mit den Torwachen, einer Verwalterin und anderer starrköpfiger Erzzwerge gelang es ihm zwar, bei Altmeister Gerbolosch sein Anliegen vorzutragen. Doch auch dieser wollte in seiner erzzwergischen Enklave nichts von einem Klanarodosch wissen. Zudem beleidigte er ihn geradezu, mokierte sich über fehlendes Wissen über Zahlenmystik und den Weltenbauer.

Gerlosch hatte alle Mühe gehabt, seine Wut nicht zu Tage treten zu lassen, sonst wäre er womöglich auch aus diesem Stamm verbannt worden, ohne überhaupt Teil davon zu sein. Verfluchte Fasarer-Erzzwerge! Mit Wut im Bauch sprach er daraufhin jeden Zwerg an, den er in Frei-Stadt, am Basar, in Mantrabad und jedem anderen ordentlichen Stadtviertel finden konnte. Zumindest diese unabhängigen Zwergenbrüder würden ihm weiterhelfen, hoffte er. Doch hier gab es keine Sippe, keine Familie, kein Zusammenhalt des Volkes. Die gab es nur in Murolosch. Hier war ein jeder Zwerg nur an sich interessiert. Versuchte zu überleben und selbst voranzukommen. Den Gardisten der Erhabenen nicht zu missfallen und den Erhabenen zu gefallen. Aufzusteigen. All das und der Umstand, dass seine letzten Silbermünzen für Nahrung aufgebraucht waren, trieb Gerlosch nach und nach in das Viertel der Ärmsten: Sidi Shabahan. Ein Dreckloch voller braunhäutiger Großlinge, von dem kein Erhabener etwas wissen wollte und in das sich selbst die Gardisten nicht hineintrauten.

Vier mal acht Jahre! Keine allzu lange Zeit. Viele der Muroloscher Zwerge hielten das Urteil, welches in der Hohen Halle über ihn gefällt worden war, für zu gering. Seine Mordabsicht sei klar erkennbar gewesen, auch wenn er im letzten Moment von Angehörigen des Greifgrimm-Klans weggezerrt wurde, sagten sie. Eine Anklage auf Brautentführung hatte jedoch Balmascha abgelehnt. Ein Umstand, der seine Gefühle für sie nur verstärkte. So blieb es nur bei diversen kleineren Vergehen und der erträglichen Strafe. Und nach dem ganzen Aufruhr lag, zumindest nach seinem Wissen, die Verlobung von Balmascha und Arunax, vorerst auf Eis. Ein Gedanken an den er sich fast täglich klammerte. Er stellte sich vor, wie er 1018 B.F. ruhmreich wieder Einlass in Murolosch finden würde und Balmascha ihm sehnsüchtig um den Hals fiele.

Plötzlich zuckte Gerlosch zusammen, als eine ungewaschene Menschenfrau mit vor Schmutz starrenden Kleidern direkt vor ihm um die Mauer bog. Sie erschrak beim Anblick des bewaffneten Angroscho jedoch weit mehr und flüchtete Hals über Kopf, wobei sie die Pilze verlor, welche sie vermutlich von Gräbern und in den Grüften gesammelt hatte. Gerlosch überlegte noch kurz, ob es nicht gerecht wäre, sie ihr wieder zu bringen. Doch er konnte die Frau schon nicht mehr entdecken, und nahm alle Pilze an sich. Sicherheitshalber aß er gleich zwei, nicht dass ihm deshalb noch jemand zu Leibe rücken würde.

Mit zunehmender Abenddämmerung verzogen sich immer mehr Menschen vom Friedhof. Wohin sie gingen und wo sie die Nacht verbrachten, wusste Gerlosch nicht. Und während die Großlinge mit abnehmender Sonne zunehmend weniger sehen konnten, spielte Gerlosch hier seine von Angrosch gegebenen Fähigkeiten aus. Seine ausgezeichnete Dunkelsicht war schon bei Grabungen in den Muroloscher Tunneln aufgefallen. Weit besser als viele seiner Brüder vermochte er zu sehen. Und so wandelte er in Fasar bevorzugt nachts über das Gräberfeld auf der Suche nach nützlichen Dingen und Nahrung. Vor zwei Tagen hatte er – zufällig tagsüber – unter einer mächtigen Steinplatte einen großen Hohlraum erspürt und bis zur Nacht gewartet um dort zu graben. Heute Nacht wollte er die Grabung fortsetzen, aber auch den Eingang verbergen. Er konnte es gar nicht erwarten, wieder eine Höhle zu haben und mit Stein über dem Kopf zu schlafen. Als er an der Grabungsstelle ankam stellte er mit Zufriedenheit fest, dass keiner die dort verborgenen, behelfsmäßigen Werkzeuge und Waffen gefunden hatte. Diese hatte er den Schlagetots abgenommen, die gemeint hatten, es mit einem Amboßzwerg aufnehmen zu können.

Gerlosch grub noch etwa zwei Stunden lang, bis er verschüttete Steinstufen nach unten freilegen konnte. Als er das Einstiegsloch so weit geöffnet hatte, dass er geradeso durchpasste, zwängte er sich hinein und betrachtete seine neue Höhle. Die Luft roch alt und erdig. Hier war mit Sicherheit seit Jahrhunderten kein lebendes Wesen eingedrungen. Gerlosch hatte schon ein paar Geschichten von den verschiedenen Schichten gehört, auf denen Fasar gebaut worden war, doch dies schien tatsächlich nur ein Vorraum zu einer Gruft zu sein. Er fühlte sich jedoch auf Anhieb wohl und merkte erst jetzt, wie er ein solides Dach

über dem Kopf vermisst hatte. Ja, hier würde er in Zukunft die Nacht verbringen. Sein laut knurrender Magen befahl ihm jedoch noch einmal aufzubrechen und etwas zu essen zu besorgen. Die wenigen Pilze würden allein nur wenig helfen. Er schritt zu den Waffen und nahm sich etwas, das er in den letzten Tagen gebastelt hatte. Im fahlen Madalicht, welches durch den Grufteingang schien, betrachtete er die drei Steine, welche mit gezwirbelten Schnüren aus langem Gras miteinander verbunden waren. Kein Vergleich zur Fledermaus aus der Waffenkammer seiner Sippe aber hoffentlich nützlich genug bei der heutigen Jagd. Gerlosch nahm neben seinem Drachenzahn sicherheitshalber auch seine Axt mit und stieg aus der Gruft.

Nach einiger Zeit der vorsichtigen Suche auf dem ausgedehnten Friedhof erspähte er endlich einen Steppenfuchs, der zwischen den Grabsteinen umherschlich. Die Großlinge stellten bisweilen Fuchsfallen auf. Diese mussten jedoch bewacht werden, da die Beute sonst vom nächstbesten Entdecker geraubt wurde und brachten so nur selten etwas ein. Gerlosch verbarg sich hinter einem größeren Grabstein und spähte an der Ecke vorbei. Der Fuchs war nur wenige Schritt von ihm entfernt, und der Wind stand günstig. Der Zwerg trat vorsichtig hinter dem Stein hervor, schwang die Fledermaus über den Kopf und warf sich in Richtung des Fuchses, der gerade flüchten wollte. Die improvisierte Schleuder brachte ihn jedoch zu Fall und so schnell er konnte, war Gerlosch bei ihm und beendete mit einem Schnitt durch die Kehle den Kampf. Die Fledermaus war reparaturbedürftig, aber für das Ergebnis hatte es sich die Bastelei gelohnt. Er hatte schon seit Tagen kein Fleisch gegessen. Vergnügt nahm er den Fuchs über seine Schulter, als er ein Knacken hörte. Angestrengt sah er in die Dunkelheit und entdeckte einen Arm hinter einer Steele. Verdammt! Jemand hatte in beobachtet oder war ihm sogar schon länger gefolgt? So leise er konnte wandte er sich in die andere Richtung und hoffte, durch seine bessere Sicht zu entkommen. Bald schon merkte er jedoch, dass er mehrere Gegner hatte. Scheinbar versuchten sie ihn einzukreisen. Er beschleunigte seine Schritte und überlegte, wohin er sich wenden sollte. Auf offenem Feld war er klar im Nachteil. In engen Tunneln nicht, jedoch müsste er dafür den Standort seiner neu gefundenen Höhle preisgeben. Er hörte und spürte, dass die Verfolger näher kamen und traf eine Entscheidung. Er rannte so schnell ein Zwerg es vermochte zu seiner Höhle und schaffte es gerade noch durch das Loch bevor ihn die langen Schritte der Großlinge einholten. Unten warf er seine Beute in die Ecke und zog seine Axt. Sofort schlug er eine tiefe Wunde in das Bein eines Verfolgers, der sich gerade durch das Loch zu zwängen versuchte. Dieser schrie laut auf, als sich die schartige Klinge in sein Bein grub und versuchte wieder aus dem Loch zu kommen. Gerlosch ließ es zu, denn er hatte keinen Bedarf an einer Leiche in seiner Schlafhöhle. Er hörte, wie draußen in der ihm fremden tulamidischen Sprache diskutiert wurde und noch immer das Wimmern des Verletzten. Er erkannte mindestens drei unterschiedliche Stimmen.

„Ant 'aydaan yjb 'an tunam fi marhalat ma qzm!“, rief einer zu Gerlosch in die Höhle, der zwar kein Wort verstand, aber sich der taktischen Lage durchaus bewusst war. Sie waren viele und konnten sich abwechselnd ausruhen und Wache halten. Er war allein und musste irgendwann einmal schlafen. Doch diese braunhäutigen Großlinge, wussten wohl nicht wie ausdauernd, stur und einfallsreich ein Zwerg sein kann.Gerlosch besah sich seine Höhle etwas genauer. Der Durchgang zur eigentlichen Gruft war eingestürzt, bot aber noch etwa einen Schritt Tiefe. Der restliche Raum hatte drei kleine Alkoven in welchen Büsten von zwei Menschen standen. Die dritte war zerbrochen. Dazu lagen auf dem Boten einige Holzteile, die von einem Rahmen, womöglich einem Bilderrahmen, stammten. Dürres Gras wucherte aus den Ritzen zwischen den Steinplatten. Dazu hatte er noch sein Werkzeug und die wenigen anderen Waffen. Gerlosch nahm an, dass die Angreifer jetzt erst mal die Wunde ihres Kameraden versorgen würden und ihrerseits annahmen, dass er jetzt noch alarmiert und auf der Hut war, doch im Laufe der Zeit müde werden würde. Also musste er die Zeit nutzen.

Jetzt würde sich zeigen, wie gut er von Großonkel Dorschax über Abwehrmechaniken gelernt hatte.

Als alles bereit war, stellte sich Gerlosch in den hintersten Alkoven und täuschte erst leise und dann immer lauter ein Schnarchen vor, wie er es bei seiner Reise von Menschen gesehen hatte. Er hoffte, dass die Großlinge nicht wussten, dass Zwerge „wie ein Stein“ schliefen. Doch es schien zu funktionieren. Leise und ohne Fackel oder Lampe rutschte der erste Angreifer durch den Eingang. Gleich darauf folgten der zweite und ein dritter. Gerlosch schnarchte noch einmal, um sie in die Richtung zu locken und verließ dann auf leisen Sohlen und im Schutze der Dunkelheit den Alkoven. Trotz des wenigen Lichts konnte er gut sehen, wie der vorderste Mensch das präparierte Holzscheit berührte, wodurch plötzlich die schwere Granitbüste direkt auf seinen Kopf stürzte. Ein dumpfer Schlag und lautes Gepolter, gefolgt von tulamidischen Flüchen. Während die Angreifer versuchten ihre Fackel zu entzünden, hackte Gerlosch dem zweiten Angreifer von hinten in die Kniekehlen, woraufhin dieser schreiend nach hinten wegklappte. Als die Fackel sich endlich entzündete, sah der dritte Tulamide nur kurz ein grimmiges Zwergengesicht, bevor er eine Axt im Leib zu spüren bekam. Dein Einsatz seines Drachenzahns ließen die Schreie und das Wimmern endgültig verstummen. Draußen war es still, aber Gerlosch konnte sich nicht sicher sein, dass nicht doch noch ein vierter wartete. So lauschte er geduldig am Eingang und erst als er sich sicher war, und längere Zeit nicht mal ein Atem vernommen hatte, kletterte er vorsichtig nach draußen. Die Nacht wich gerade erst der sachten Morgenröte als der Zwerg den letzten Leichnam nach draußen schleift hatte. Er würde sie den Leichenfledderern überlassen. Für ihn waren deren Kleidungsstücke sowieso zu groß. Die Waffen zwar auch, trotzdem behielt er diese lieber für sich. Der Eingang zu seiner Höhle wollte jetzt auch nicht mehr versteckt halten. Er hielt es für gar keine so schlechte Idee, dass entsprechende Leute wussten was passiert, wenn man sich mit einem Amboßzwerg anlegt.