Nazir ben Shafir ay Birscha, ein Wüstensohn aus den Tiefen der Khôm

 

 

Neun Khômgeier, die eindeutig in Richtung Keft flogen, wurden am Frühtage von Laila-al-Kadir, im Rhondara des 3. Gottesnamens im Jahre 237 nach der Offenbarung Rastullahs gesehen. Dies wurde als gutes Zeichen für Kemillja gedeutet. Die schwangere Hauptfrau von ShafirbenKhorim, dem Hairan der Beni Suruq, erwartete in Kürze ihr viertes Kind.

Die Sippe war mit gut 80 Männern, Frauen und Kindern sowie 350 Tieren, vorrangig Phraischafen, Mherwedböcken und Kamelen, unterwegs zu einem Wasserloch in der Nähe der Oase Nenkeleh, tief in ihrem Stammesgebiet. Mit der Praiosscheibe in ihrem Rücken trieben die Novadis ihre Tiere weiter über den glutheißen Sand in Richtung des vor Hitze flimmernden Horizonts. Eingehüllt in ihre Kaftane und mit Niqabs vor dem Gesicht, waren sie gut vor den Strahlen und vor Flugsand geschützt.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichten sie das Wasserloch und dank einer von Rastullah gesegneten Regenzeit war es ausgedehnter als erwartet. Rund um den See hatte sich zudem dichtes Savannengras ausgebreitet und bot den Tieren zusätzliche Nahrung. Schon nach kurzer Zeit waren die bunten Zelte aufgebaut und Kemillja gut gebettet.

Kurz vor Ende der Nacht verkündete eine verschwitzte Nebenfrauen die freudige Nachricht: Ein Junge! Shafir nahm dies mit einer brüllenden Freude auf. Ein dritter Sohn! Rastullah hatte ihn wahrlich gesegnet. In zwei Tagen würden sie die Oase Nenkeleh erreichen und dort sollte dann ausgiebig gefeiert werden. Vor allem seine liebliche Frau Kemillja sollte für die Geburt eines weiteren Sohnes ausgiebig belohnt werden.

 

Die ersten Lebensjahre des Jungen, der nun auf den Namen Nazir hörte, waren durch die abwechselnden Zeiten der Wanderschaft in der Wüste und den Aufenthalten in Oasen geprägt. Die ganze Sippe zog während der Trockenzeit mit ihrem Vieh von einem Wasserloch zum nächsten. Die Orientierung in der sich ständig ändernden Wüste, die zuverlässige Abschätzung von heraufziehenden Stürmen und das Überleben in der Wildnis mit der Abwehr von Sandlöwen und Khômgeparden, gehörten zu den wichtigsten Lektionen während der Wanderzeiten. Die Abende verbrachten die Kinder am liebsten mit Geschichten der Haimamudim oder mit Spielen. Besonders Geschicklichkeitsspiele hatten es Nazir angetan, verfügte er doch über eine außerordentliche Körperbeherrschung und schnelle Reaktionen.

Spannend wurde es für Nazir aber vor allem rund um die Regenzeit. Zu deren Beginn fanden sich alle Sippen in einer Oase des Stammesverbands, meistens Shebah, Birscha oder Manesh, zusammen. Beim Chorbash des Stammesverbands der Beni Schebt, der 9 Tage und Nächte dauerte, traf er viele Gleichaltrige aus anderen Sippen, es gab leckeres Essen von geschlachteten Ziegen und Schafen mit frischen Früchten, Gesang, Tänze der Sharisad und natürlich die Amadah – die Wettbewerbe, bei der die besten jungen Männer des Stammesverbands gegeneinander antreten. Seine älteren Brüder interessierten sich natürlich für die Mädchen, da bei dieser Gelegenheit auch Eheverbindungen ausgehandelt wurden.

Nach Abschluss der Feierlichkeiten, nachdem die Sieger der Amadah gerühmt, Sultan FerzefbenHafir in seinem Amt bestätigt, verschiedene Ehen verabredet und Vieh oder Sklaven ge- oder verkauft wurden, reiste jede Sippe in ihre Heimatoase. Für Nazir war das Suruq – eine kleine Oase an einem Ausläufer der Hohen Eternen, die direkt an einem Wadi lag. Dort wurde dann nochmals im Kreise der Sippe gefeiert, der Hairan gewählt und die Oase ausgebessert. Da die Oase, genau wie die Oase Birscha, in gebirgigem Umfeld lag, konnte Nazir auch seine Kletterlust wieder stärker ausleben. Während der Wanderungen kletterte er zwar mit Vorliebe auf einzeln stehende Felsbrocken, aber das Gebirge rund um Suruq bot einfach viel mehr Möglichkeiten.

 

So war es auch in diesem Jahr, sieben Götterläufe nach Nazirs Geburt. Dieses Mal kam es aber zu einem Vorfall, der das weitere Leben von Nazir entscheidend beeinflussen sollte: Nazirs Bruder Rafid stürzte bei einem Abstieg im Gebirge in eine Felsspalte und brach sich ein Bein. Eilig wurden die Sippenmitglieder herbeigerufen doch auf die Schnelle war kein ausreichend langes Seil verfügbar. Und während die Sippenältesten noch diskutierten, kletterte Nazir die glatten Felswände hinunter. Erst als er zur Hälfte unten angekommen war, sahen es die anderen. Indem sich sein Bruder an ihn klammerte, gelang Nazir mit großer Mühe auch der Aufstieg und er fand selbst da Halt, wo die Felsen keinen Halt boten. Und so froh auch Rafid und seine Mutter über die Rettung waren, so skeptisch war der restliche Großteil der Sippe, da diese Leistung nur mit Rastullah-ungefälliger Magie zu erklären war. Nazir vernahm nur Bruchstücke aus der abendlichen Versammlung, in der besprochen wurde, wie weiter mit ihm zu verfahren ist. Der Hairan, sein Vater, entschied schließlich, einen Boten zum Wal-el-Khômchra auszusenden, da dies der nächstgelegene Ort war, an dem Personen zu finden waren, denen eine Einschätzung zu Nazirs Fähigkeiten möglich war.

Für Nazir selbst waren diese Tage der Ungewissheit eine Qual. Seine Brüder beäugten ihn misstrauisch und wenn sie ihn doch einmal mitspielen ließen, zweifelten sie immer seinen Sieg an und behaupteten es wäre Magie im Spiel. Erst zur Mitte des zweiten Gottesnamens, wenige Tage bevor die Sippe die Oase wieder verlassen würde, wurden zwei Reiter gesichtet, die auf die Oase zugeritten kamen. Schnell wurde der Bote als einer der Reiter ausgemacht. Als sie näher kamen, war auch der zweite Mann zu erkennen. Er war in schwarze Gewänder gekleidet und hatte einen ebenso schwarzen Turban auf dem Kopf. Im Kontrast dazu war ein blutroter Gürtel mehrfach um seinen Leib geschlungen. Er trug einen langen Ziegenbart und hatte ebenso lange schwarze Haare, die im Wind wehten. Geschickt sprang er vom Kamel, noch bevor es zum Stehen kam, und landete behände wie ein Wüstengalan im roten Sand.

Obwohl Nazir mitten in der Menschenmenge stand, kam der Mann geradewegs auf ihn zu. Nazir wurde etwas flau im Magen als er den langen Khunchomer sah, den der Mann neben seinem Waqqif trug. “Du musst Nazir sein. Mein Name ist Ramal“, sagte der Mann, den Nazir auf gut 30 Götterläufe schätzte. Seine schwarzen Augen wirkten forschend, aber seine Augen- und Mundwinkel strahlten auch Wohlwollen aus. „Zeig mir euer Aram.“

Gut zwei Stunden verbrachten sie zu zweit im Aram der Familie, in denen Ramal viele Fragen zu Nazirs Vergangenheit, seinem Glauben an Rastullah und auch zu seinen musischen Fähigkeiten stellte. Der Vorfall, wegen dem Ramal überhaupt erst hergerufen wurde, spielte in den zwei Stunden nur kurz eine Rolle. Am Abend saß Ramal mit dem Hairan beim Essen, aber außer Hörweite von Nazir. Als Nazir aufgegessen hatte, wartete er ungeduldig solange die beiden Männer noch diskutierten. Es war schon dunkel und das große Feuer warf die wild gestikulierenden Schatten der Männer an die umliegenden Felswände. Nach einigen Minuten stand Ramal auf und kam auf Nazir zu: „Du weißt, dass du außergewöhnliche Fähigkeiten hast. Das verunsichert viele in deiner Familie. Hier hast du keine Zukunft. Wenn du mit mir kommst, werde ich dir zeigen, was du alles erreichen kannst. Es wird hart und dir wird nichts geschenkt, aber du hast die Möglichkeit mit Brüdern, die dir sehr ähnlich sind, deinen Wert für Rastullah zu zeigen.“ Damit stand er auf. „Ich breche vor Sonnenaufgang auf. Wenn du mit mir kommst, stehe bereit.“

Der Abschied von seiner Familie, mit der er bisher jeden Tag seines Lebens verbracht hatte, fiel kurz aus. Nur seine Mutter Kemillja drückte ihn an sich und versicherte ihm ihre Liebe, egal was die Zukunft bringe. Die meisten schliefen noch, als Nazir aus dem Aram seiner Familie trat und Ramal schon am Rand der Oase stehen sah. Wortlos stiegen sie auf das Kamel und verließen die Oase Suruq.

 

In der Folge kümmerte sich Ramal um Nazir wie um einen eigenen Sohn. Bei der Aufnahme in den Stamm mit acht Jahren mischten sie ihr Blut und nun war Ramal auch offiziell sein Vater und Lehrmeister für die nächsten neun Jahre. Ramal förderte sowohl Nazirs magische als auch kämpferische Fähigkeiten und schon bald entdeckten sie gemeinsam weitere Talente und einige Erklärungen, warum Nazir in Kampfsituationen schnell reagieren und Finten des Gegenübers meist parieren konnte. Aufgrund seiner Veranlagungen entschied Ramal dann auch, Nazir in die Bahn der Ordenskrieger und nicht der Rufer zu führen. In den folgenden Jahren der Ausbildung wurde Nazir wie alle Schüler in fünf verschiedenen Bereichen ausgebildet, in denen es je neun Stufen gab. Im bewaffneten Zweikampf mit Säbeln, Djandukat, Waqqif und Dschadras nutzte er seine Beidhändigkeit geschickt und galt schnell als talentierter Kämpfer mit zwei Waffen. Im waffenlosen Kampf spezialisierte er sich auf die Griffe der Unauer Schule. In Athletik und Akrobatik zeigte er die besten Leistungen beim Klettern, Reiten und auch Bogenschießen vom Pferd. Und bei der Förderung seiner magischen Fähigkeiten versuchte man sowohl seine bekannten Begabungen zu stärken als auch neue Begabungen zu finden. Der fünfte Bereich war der religiöse Ausbildungsteil mit Andachten, Meditation, Zahlenmystik und Sternenkunde.


Nazir hatte sich schnell eingelebt. Besonders Chereck und Yali wurden schnell echte Brüder und Freunde. Chereck stammte von den Beni Erkin, die vornehmlich Viehzucht und Sklavenhandel betrieben. Yali wurde zum Rufer Rastullahs ausgebildet und stammte von den Beni Gadang. Er kannte das Leben in der Wüste nicht, erzählte aber von fruchtbaren Ebenen und Fasar, einer riesigen Stadt. Zusammen mit ihnen und weiteren Schülern bildete Nazir einen eingeschworenen Jahrgang von etwa 20 Jungen.

 

In seinem dritten Jahr bei den Beni Dervez erlebte Nazir zum ersten Mal einen regelrechten Aufruhr. Er hatte bereits von den älteren Derwischen Gerüchte über eine tollkühne Entführung eines al’anfanischen Anführers durch El Harkir gehört. Jetzt wurde aber gemunkelt, Al’Anfa hätte dem Kalifat den Krieg erklärt, Selem bereits eingenommen und arbeite sich das Szinto-Tal hinauf. Der Aufruhr bestand aber, weil sich der Abu Khômchra eindeutig gegen eine Beteiligung an den Kämpfen ausgesprochen hatte. Chereck und Nazir verstanden nicht, warum man den Rastullah-Gläubigen im Kampf gegen die Ungläubigen aus der Pestbeule des Südens nicht helfen sollte. Doch Ramal erklärte ihnen bei dieser Gelegenheit die Wichtigkeit strategischer Entscheidungen. Obwohl der Orden zu jeder Zeit wusste, wo sich Feinde wie Achaz, Krakonier und sogar Leviatanim befanden, bekämpften sie diese nicht mit blindem Eifer. Leicht würden so Feinde, aber auch eigene Kräfte dezimiert, im ungünstigen Fall in nahezu gleichem Verhältnis. Wenn man strategisch handle und seine Kraft im richtigen Moment einzusetzen vermochte, konnte man auch mit einer kleinen Gruppe einen mächtigen Feind vernichten. Man sollte die Entscheidungen des Abu Khômchra nicht in Frage stellen. Nicht jedem erschließe sich die Situation in ganzer Breite und wie bei Rastullah gelte es im Zweifel zu vertrauen.

In den folgenden Gottesnamen verfolgten sie alle die Berichte des Feldzugs und die fortschreitende Belagerung von Mherwed durch Al’Anfa. Nazir trainierte noch verbissener, nachdem ihm Berichte über die Niederlage eines Entsatzheeres der Beni Schebt bei Mherwed zu Ohren gekommen waren. Er stellte sich vor, wie es gewesen wäre, wenn er noch zu seinem alten Stamm gehören würde. Sicher waren einige seiner älteren Brüder Teil der Gruppe gewesen und er wollte jederzeit bereit sein, sie zu rächen. Die Nachricht vom Tod des Kalifen Abu Dhelrumun bei seiner feigen Flucht wurde allgemein mit wenigen Emotionen hingenommen und Mustafa von Unau umso mehr unterstützt. EslamkarRastullah reiste im Auftrag des Abu Khômchra eigens nach Keft, um Mustafa die Loyalität der Beni Dervez zu versichern. Der Abu Khômchra strahlte weiterhin Zuversicht aus und berief einige Tage später eine Versammlung des gesamten Ordens in das Sanktuarium ein. Er versicherte allen, dass mit Rastullahs Macht das Patriarchat Al’Anfas vernichtet werden wird, und rief alle Ordensmitglieder zum gemeinsamen Gebet auf. Alle zusammen, vom neu aufgenommenen Schüler bis zum Kaipun, unter der Führung des Abu Khômchra und mit Unterstützung der rhythmischen Gesänge der Rufer, lobpriesen Rastullah. Nazir betete neben seinen Freunden Chereck und Yali. Nach mehreren Stunden begann plötzlich der Steinboden zu beben, das ganze Gewölbe erzitterte und kleine Steinchen, die sich von der Decke gelöst hatten, rieselte auf die betende Gemeinschaft nieder. Mit einem ohrenbetäubenden Knall und lautem Getöse schoss glühendes Magma in den saphirblauen Himmel über dem Khômchra und eine riesige Rauchwolke, schwarz wie Rastullahs Bart, zeigte jedem Novadi dass Al’Anfas Tage im Kalifat gezählt waren. Mit Begeisterung und großer Genugtuung wurde in der Folge der Tod TarHonaks und die Rückeroberung Mherweds aufgenommen. Jeder wusste, dass Rastullah selbst seine göttliche Hand im Spiel gehabt hatte. Mit der Vernichtung des al’anfanischen Heeres in der zweiten Schlacht von Tarfui, der Rückeroberung von Unau und der Salbung von Mustafa zum neuen Kalifen kehrte nun auch wieder Normalität im Orden ein.

 

Als Nazir 14 Götterläufe alt war, musste er sich beim Amadah beweisen. Ganz ähnlich wie er sich noch aus seiner Kindheit in der Sippe erinnerte, gab es in jedem Jahr auch bei den Beni Dervez die Wettbewerbe, bei denen angehende Männer gegeneinander antraten - nur dass hier seine Gegner, Mitschüler und Gleichaltrige der befreundeten Hadjinim-Orden, deutlich stärker waren. Nazir belegte beim klassischen Reiterwettbewerb den vierten Platz und wurde Fünfter beim Sindaquah. Beim Bogenschießen bei vollem Galopp wurde er hinter Chereck Zweiter. Noch besser lief es bei den Zweikämpfen, wo er sowohl mit zwei Khunchomern als auch mit zwei Waqqif den ersten Platz belegte. Zum Abschluss der dreitägigen Wettkämpfe bekam er dann, wie alle Schüler seines Jahrgangs, die Insignien des Ordens auf die rechte Brust geritzt und galt jetzt offiziell als Mann. Von Ramal erhielt er außerdem seinen persönlichen Waqqif - eine außergewöhnlich schöne Klinge aus amhallahsischer Fertigung.

Die Ausbildung in den höheren Stufen wurde nun intensiver. Und es kamen jetzt auch echte Einsätze für Rastullah hinzu. Bei seinem ersten Einsatz verfolgten sie heimlich einige Mitglieder der Uledash'Shebah um den Standort ihres Klosters Murd-el-Shahuleth ausfindig zu machen. Diese waren aber so aufmerksam, dass einer ihrer Gruppe entdeckt wurde. Beim anschließenden Gefecht, wurden zwei der Kultisten getötet und ein Bruder Nazirs schwer verwundet. Die restlichen Echsenanbeter konnten jedoch fliehen. Weitere Einsätze gegen Drachenkultisten und Echsen folgten. Daneben wurde Nazir auch weiter in politische Kreise eingeführt. So begleitete er seinen Vater Ramal bei einer Reise zum Bey von Ferchaba, Keshmalal'HarimbenBeruddin, der ein strenger Rastullah-Gläubiger war und die Aktivitäten des Ordens auch finanziell stärker unterstützen wollte.
Zwei besondere Ereignisse dieser Zeit werden Nazir immer in Erinnerung bleiben. Mit 15 Götterläufen begleitete er Ramal nach Keft und besuchte Rastullahs Bethaus und das Feld der Offenbarung. Seitdem trägt er immer ein kleines Beutelchen mit Sand des heiligen Ortes bei sich. Ein Jahr später begleitete er mehrere erfahrene Krieger unter Leitung Sahils, dem Kaipun der Ordenskrieger, an einen wundersamen Ort. Über verschlungene Tunnel tief innerhalb des Wal-el-Khômchra erreichten sie einen hohen Raum mit einem übergroßen Götzenkopf in dessen Maul sich eine schimmernde Scheibe drehte. Nachdem sie die Scheiben durchschritten hatten, fanden sie sich in einem Regenwald auf einer fremdartigen Welt wieder. Die anderen kannten sich bereits aus, doch für Nazir war alles neu. Auf der fünftägigen Expedition, die auf einem hunderte Schritt hohen Baum startete, sah er wunderliche Katzenwesen und bekämpfte widerwärtige Echsen aller Arten: menschenähnliche Gmule, fliegende Krisra und viele andere. Es war, als wäre es ein Übungsbecken für die Echsenbekämpfung, das jedoch keine Gnade kannte. Am Ende der Expedition hatte sich fast Jeder Verletzungen zugezogen und auch Nazir trug eine bleibende Narbe am linken Oberarm durch den Biss einer Hornechse davon.

 

17 Götterläufe nach Nazirs Geburt war es schließlich soweit: die Abschlussprüfung der Beni Dervez wartete auf ihn. In diesem Jahr wurden alle Anwärter - Ordenskrieger und Rufer - nach Krividhan im Szinto-Tal beordert, nur begleitet von zwei Meistern als Beobachter. In der Region kam es immer wieder zu Konflikten mit Achaz. Nach ersten Erkundigungen drangen die 18 Anwärter in die Echsensümpfe vor. Nazir war dabei aufgrund seiner Fähigkeiten häufig die Speerspitze bei Erkundungen und auch als es zu ersten Scharmützeln kam. Vor dem großen Angriff segneten die Rufer wie Yali alle Krieger und gemeinsam gingen sie gegen das Lager vor. Die Krieger der Stammes-Achaz waren scheinbar von der Macht des Angriffs überrascht und schnell erreichten die Derwische die Oberhand. Nazir sah, wie Chereck den Arm eines Achaz abschlug. Ein anderer Ordenskrieger fiel unter einem wuchtigen Schlag einer Reißer-Axt, die widerliche Echse wurde jedoch kurz nach ihrem Schlag von einer Dschadra durchbohrt. Ein knappes Dutzend Krieger-Echsen konnte getötet werden und nachdem diese Frontlinie durchbrochen war, hatten die gut ausgebildeten Kämpfer leichtes Spiel mit den restlichen Achaz. Insgesamt 31 der verderbten Echsen und sogar zwei Gelege konnten vernichtet werden. Nach der Rückkehr zum Wal-el-Khômchra erfolgte noch die individuelle Prüfung durch einen Mawdli. Alle 17 Anwärter erhielten danach den Segen des Ordens und Nazir, Chereck und zwei Rufer aufgrund besonderer Leistung die Verantwortung für jeweils ein Shadif.
Nazir trägt seitdem den Namen Nazir kar Rastullah ben Dervez.

 

Schon wenige Wochen nach seinem Abschluss führte ihn Ramal zum ersten Mal zu einem persönlichen Gespräch mit Abu Khômchra. Dieser erzählte ihm von einer dunklen Vision und einer Macht, die das ganze Land zu verschlingen drohe. Einige Wochen half Nazir bei der Übersetzung und Interpretation verschiedener Quellen bis ihn der Abu Khômchra erneut zu sich rief. Dieses Mal eröffnete er ihm die ganze Vision und seine Deutung. Nazir bekam, wie einige weitere Krieger, den Auftrag, den Ursprung des Übels aufzufinden und zu vernichten.

 

So verließ Nazir kar Rastullah ben Dervez allein auf seinem Shadif Akileh den Wal-el-Khômchra in Richtung Alam-Terekh mit Ziel auf das Mittelreich. Mit dabei hatte er, außer Proviant und Wechselkleidung, seinen Waqqif, eine Dschadra und zwei Khunchomer aus den Beständen des Ordens sowie einen Kompositbogen. Und natürlich trug er sein Säckchen mit dem Sand vom Feld der Offenbarung unter der Kleidung. Kampftechnisch fühlte er sich gut vorbereitet, auch wenn er den zuverlässigen und zeitkritischen Einsatz der Magie noch deutlich verbessern musste. Was ihn kulturell erwarten würde, konnte er nur erahnen, doch galt all sein Vertrauen dem All-Einen.

 

 

 

Die PDF-Version über die Vergangenheit von Nazir ben Shafir ay Birscha findet ihr hier:

Heldenbeschreibungen

 

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