Das Jahr des Greifen: Die Befreiung Greifenfurts

Operation Greifenschlag

--- streng vertraulich ---

 

Protokoll verfasst von Marcian, Agent der KGIA, Ordentlicher Inquisitionsrat der Kirche des Götterfürsten der Zwölfe

 

8. Phex, 1012 BF: Beginn der Operation Greifenschlag

Der Baron hat mich mit Agent Kralle vertraut gemacht. Unter meinem Kommando soll Greifenfurt, die Hauptstadt der Greifenmark, aus der Hand der Schwarzpelze befreit werden. Anschließend muss die Verteidigung der Stadt organisiert werden, eine Rückeroberung der strategisch wertvollen Stadt durch die Orks ist um jeden Preis zu verhindern. Agentin Eulenflug wird ebenfalls an dieser Operation teilnehmen.

 

Ich werde als Obrist der kaiserlichen Armee auftreten, die Tarnung der anderen Agenten ist frei wählbar. Zusätzlich werden einige weitere Männer benötigt, ich habe daher Agent Kralle mit der Rekrutierung fähiger Männer beauftragt.

 

16. Phex, 1012 BF: Das erste Treffen

Das Treffen fand am üblichen Treffpunkt ‚Morgenstern’ statt. Agent Kralle hat die Rekruten Roban Loken, Mythornius und Ungrimm Eisenfaust angeheuert. Alle scheinen zumindest auf den ersten Blick gute Männer zu sein, ich habe sie in groben Zügen in die Operation Greifenschlag eingeweiht.  

 

17. Phex, 1012 BF: Nachforschungen

Ich habe mir über das Netz der Agentur weitere Informationen über die angeheuerten Männer besorgt: Sie alle sind, genau wie Agent Kralle auch, durch die Aventurienreise mit dem thorwalschen Kapitän Phileasson zu durchaus fraglichem Ruhm gekommen. Weitere personenspezifische Details folgen.

 

Mythornius:

Ein Abgänger der Halle des Quecksilbers, Festum, Bornland, Große Graue Gilde des Geistes. Sein Status als Exilmaraskaner kann allerdings zu Problemen führen, die vorherrschende Meinung der Maraskaner zum Raulschen Reich ist mehr als bedenklich. Ich werde Agentin Eulenflug auf ihn ansetzen müssen. Aufgrund seiner magischen Begabung will ich ihn aber um jeden Preis dabei haben, es ist unwahrscheinlich in dieser kurzen Zeit einen adäquaten Ersatz zu finden.

 

Roban Loken:

Ein nostrischer Schmiedegeselle, der mittlerweile im almadischen Then beheimatet ist. Hat bei der Zweiten Schlacht auf den Silkwiesen seine Loyalität zum Reich bewiesen. Kann also als reichstreu bezeichnet werden. Er könnte als Bindeglied zwischen mir und den Bürgern und vor allem den Zünften Greifenfurts dienen.

 

Ungrimm Eisenfaust:

Ein Angroscho aus der Bergfreiheit Xorlosch. Momentan verdingt er sich als Lehrer an der Wehrheimer Kriegerakademie. Hat ebenfalls während der Zweiten Schlacht auf den Silkwiesen für das Reich gekämpft. Allerdings machen Gerüchte um untadeliges Verhalten im Bornland die Runde. Allerdings ein sehr guter und grimmiger Kämpfer, ich werde daher die Gerüchte über ihn vorerst ignorieren. Nicht mein Problem.

 

18. Phex, 1012 BF: Beginn der ‚Operation Greifenschlag’

Am Morgen des 18. Phex erfolgte die Abreise aus der Hauptstadt, das nächste Ziel ist die Hauptstadt Darpatiens, die Grafenstadt Wehrheim. Wir sind zu Pferde unterwegs, daneben haben die Männer auch noch einen riesigen Olporter und einen kleinen Taschendrachen angeschafft. Ich glaube ich hätte die Notwendigkeit einer unauffälligen Tarnidentität deutlicher ansprechen sollen – ich hoffe das Viehzeugs macht uns später keinen Ärger. Der Angroscho wirft immer wieder böse Blicke auf den Meckerdrachen und schaut dann sehnsüchtig auf seine Armbrust, vielleicht erledigt sich zumindest das Problem mit dem fliegenden Echsenvieh ja auch bald von selbst.

 

20. Phex, 1012 BF: Ankunft in Wehrheim

Die Reise nach Wehrheim verlief ohne Probleme. Ab Wehrheim sind Agentin Eulenflug und ich getrennt vom Rest der Truppe aufgebrochen. Der Treffpunkt in Greifenfurt ist die Fuchshöhle, der Besitzer Lancorian kann als zuverlässig betrachtet werden, ich kenne ihn aus früheren Tagen.

 

23. Phex, 1012 BF: Die Ankunft in Greifenfurt und die ersten Tage in der Stadt

Wir sind ohne größere Probleme in Greifenfurt angekommen. Eine einzelne, wenige Mann starke Orkpatrouille etwa eine Tagesreise vor der Stadt war allerdings dumm genug sich mit uns anzulegen.

 

Einen Tag später sind auch die übrigen Männer in der Stadt eingetroffen. Die Stimmung in der Stadt ist gedrückt, größere Grausamkeiten der Schwarzpelze scheinen aber bis auf wenige Ausnahmen ausgeblieben zu sein. Eine genauere Beschreibung folgt:

 

Nach der Eroberung Greifenfurts am 18. Rondra wurden alle Geweihten der Stadt verschleppt oder umgebracht; keine guten Voraussetzungen für die Moral der Bürger, mal sehen was sich da machen lässt. Zusätzlich wurden am 2. Efferd insgesamt sechzehn Greifenfurter Bürger grausam hingerichtet, danach verhielten sich die Orks überraschend „menschlich“. Garthai scheint die richtige Mischung zwischen Gewalt und langer Leine gefunden zu haben, vielleicht ist dieser Ork schlauer als man denkt.

 

Direkt nach der Eroberung der Stadt haben die Schwarzpelze den Tempel des Praios niedergerissen, das Fundament ausgegraben und begonnen, dort ein riesiges Loch zu graben. Vielleicht sollte man weitere Nachforschungen anstellen, was genau die Orks zu dieser seltsamen Tat bewegt hat. Vielleicht sind sie aber auch einfach nur blutrünstig und dumm, mit einem dämonischen Hass auf die Zwölfe gestraft. Ich werde dem auf jeden Fall weiter nachgehen.

 

Momentan sind nur etwa 50 Orks in der Stadt, Garthai ist mit dem Rest der Krieger in der Greifenmark unterwegs um Steuern einzutreiben. Die Götter scheinen uns wohlgesonnen zu sein, die Übernahme der Stadt sollte so schnell wie möglich stattfinden. Die Orks sind allesamt in der ehemaligen markgräflichen Garnison stationiert, den Rest der Stadt meiden sie meist. Die beiden Stadttore im Süden und Norden sind bewacht, ebenso die vier Sklavenbarracken auf dem Praiosberg. Der Rest der Stadt entzieht sich zum größten Teil der Aufmerksamkeit der Schwarzpelze. Gut für uns.

 

Die Männer haben Kontakt mit einigen Greifenfurtern aufgenommen, die bei der Rückeroberung ihrer Stadt mit der Waffe in der Hand teilnehmen werden. Unter ihnen ist ein Waffenschmied namens Darrag, der Henker Zerwas, ein Maraskaner namens Alrijin sowie der Maraskanveteran und ehemalige Templer von Jergan Voltan Breitenfurt. Fähiger Mann. Was aber den Maraskaner zum Aufstand treibt ist mir schleierhaft, aber so lange er kämpfen kann soll es mir nur recht sein. Zusätzlich ist es Agentin Eulenflug gelungen, die Freischärler der umliegenden Gebiete unter der Amazone Lysandra für unsere Sache zu gewinnen.

 

Ich habe mich ein wenig umgehört, Lysandras Männer sind größtenteils flüchtige Diebe und Mörder. Nun, während des Kriegs kann man jede noch so ehrlose Klinge gebrauchen, ich hoffe bis zum Ende des Orkenkriegs hat sich dieses Problem von selbst erledigt. Lysandra selbst ist wohl wirklich eine Amazone, wollte aber nicht darüber reden. Eine Amazone außerhalb ihres Ordensburg ist nicht gerade häufig anzutreffen, sicher haben sie widrige Umstände aus ihrer Heimat vertrieben, vielleicht ist sie auch selbst schuld an ihrer Situation. Mir soll es gleich sein, solange sie mit dem Schwert in der Hand die Stadt verteidigt.

 

4. Peraine, 1012 BF: Übernahme der Stadt

Die Übernahme der Stadt ist trotz der begrenzten Mittel an gut ausgebildeten Männern überraschend gut gelungen! Die wenigen orkischen Offiziere wurden von meinen Männern in den unterirdischen Gewölben der Fuchshöhle niedergemacht bevor sie auch nur ernsthaften Widerstand leisten konnten. Dazu haben sie ein Fest zu Ehren der orkischen Besatzer in der markgräflichen Garnison veranstaltet und dabei reichlich Alkohol ausgeschenkt. Während meine Männer im allgemeinen Chaos der Feier den Torturm der Garnison erobert haben und damit das Tor kontrollierten, habe ich selbst zusammen mit Agentin Eulenflug das Andergaster Tor erobert und Lysandra und ihre kriegerische Schar in die Stadt gelassen. Die für den Aufstand gewonnenen Greifenfurter haben unter dem Kommando von Voltan, Darrag und Zerwas das Südtor unter ihre Kontrolle gebracht.

 

Obwohl die Orks am Südtor Alarm schlagen konnten war die Aktion alles in allem ein Erfolg – nur wenige Verluste auf unserer Seite, die meisten Orks tot, ein gutes Dutzend konnten wir sogar gefangen nehmen. Ich hoffe das keiner der Schwarzpelze entkommen ist, doch sicher bin ich mir nicht.

 

Während die Verwundeten ins Siechenhaus der Therbuniten gebracht wurden und die Toten auf dem Boronsanger vor der Stadt begraben wurden, feierten die Greifenfurter Befreier ihren Sieg bis in die frühen Morgenstunden. Gut für die Moral, sie werden noch früh genug merken, dass der Krieg alles andere als ein Grund zum Feiern ist und wohl noch weit über diesen einen Tag hinaus anhalten wird.

 

In den Gewölben der Garnison konnten zudem gut zwei Dutzend Kriegsgefangene, allesamt gefangengesetzte Legionäre der aufgeriebenen Thuranischen Legion, befreit werden – ein wahrer Glücksgriff, sind doch die meisten Greifenfurter als - positiv ausgedrückt - nicht kampferfahren einzustufen und können mit Glück gerade mal eine Sense richtig halten.

 

5. Peraine, 1012 BF: Kriegsrecht und Mord

Am Morgen habe ich vom Balkon des Magistratsgebäudes aus eine Ansprache an die Greifenfurter Bürger gehalten. Das übliche Gewäsch: sie haben tapfer gekämpft, die Götter sind auf ihrer Seite und so weiter. Ich habe ihnen versprochen, dass Prinz Brin mit seinem Heer schon bald vor den Stadttoren steht, die Angst ein Ende haben wird und sowieso alles wunderbar wird – ich hoffe das wird auch tatsächlich passieren. Versteckt in all diesen positiven Ansagen habe ich das Kriegsrecht ausgerufen und die Stadt unter mein Oberkommando gestellt. Ich hoffe Worte reichen aus und ich muss so bald kein Exempel statuieren lassen.

 

Am Morgen wurde die Bäckerstochter Lucilla skalpiert auf dem Platz vor dem Rondratempel aufgefunden. Der einfältige Stallbursche Alrik der naheliegenden Stallungen wurde zwar zuerst verdächtigt, der Verdacht erhärtete sich aber nicht. Ich nehme an es war ein Ork – nur wo steckt der Schwarzpelz? Ein orkischer Mordbube innerhalb der Stadtmauern fehlt mir gerade noch. Ich habe meine Männer auf diese Sache angesetzt.

 

Ich werde ab heute täglich eine Offiziersbesprechung im Rittersaal des markgräflichen Palas abhalten. Um Unmut unter der Bevölkerung zu vermeiden werde ich auch den bisherigen Magistrat der Stadt weiterhin teilhaben lassen. Der Ratsherr Glombo Brohm scheint leider ein schleimiger Fettsack zu sein, der nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist, ich hoffe dass er keine größeren Probleme machen wird. Neben dem Rat der Stadt sind Voltan, Zerwas, Lysandra, Darrag, Ungrimm, der ehemalige Weibel der thuranischen Legion Bardo Wagenfeld und Sartassa als Hauptleute der Bürgerwehr in die Offiziersrunde eingeladen worden. Den jungen Brohm und den jungen Elfenberg habe ich ebenfalls zu Hauptleuten der Bürgerwehr erhoben, auch wenn sie sehr wahrscheinlich nicht einmal wissen wie man ein Schwert zu halten hat – dies sollte aber die beiden mächtigsten Familien Greifenfurts in Schach halten. Ich habe Roban und Agent Kralle in die Banner der Patrizier eingeteilt, um die beiden im Auge behalten zu können.

 

16. Peraine, 1012 BF: Bürgerwehr und Flüchtlinge

Die Bürgerwehr Greifenfurts macht überraschend gute Fortschritte, nicht zuletzt Dank der Leistungen von Voltan, Bardo und Ungrimm. Der junge Gernot Brohm erweist sich sogar als einigermaßen fähig, der junge Elfenberg hingegen ist ein Totalausfall. Rondra sei Dank habe ich Agent Kralle als Weibel ins Banner von Greifwin eingeteilt, er übernimmt mehr oder weniger unauffällig die Ausbildung der Bürgerwehr und bügelt so die gröbsten Schnitzer des verwöhnten jungen Patriziers aus.

 

Die Kunde von der Befreiung Greifenfurts hat zudem die umliegenden Dörfer und Gehöfte erreicht – heute kamen die ersten Flüchtlinge aus Breitenbruck an. Allesamt Bauern, meist Kinder, Frauen und Greise. Es ist fraglich, ob uns dies zum Vorteil gereichen wird. Nun, auf jeden Fall stärkt es die Moral der Greifenfurter, können sie sich doch so als Beschützer der kompletten Greifenmark fühlen.

 

17. Peraine: Lysandra und ihre Freischärler ziehen ab

Ich habe es bereits seit Tagen befürchtet: Heute ist die Amazone mit ihren ehrlosen, doch kampferprobten Freischärlern aus der Stadt abgezogen. Ein herber Verlust für die Verteidigung. Zwar hat Mythornius die Amazone mit dem Aufbau des geschändeten Rondratempels einige Tage zum Bleiben bewegen können, doch nun ist auch diese Aufgabe bewältigt und die Freischärler sind abgezogen. Ich hoffe wir können den Kontakt zu ihren Leuten halten, immerhin sind es die besten Späher die ich zur Verfügung habe, abgesehen von einigen wenigen Waldläufern und Jägern aus Greifenfurt selbst.

 

3. Ingerimm, 1012 BF: Eine weitere Tote in der Stadt

Heute morgen wurde die junge Therbunitin Perainelieb tot aufgefunden. Sie hat sich wohl beim Hinabsteigen der Treppen im Spital des Ordens das Genick gebrochen. Definitiv nicht das Werk von Orks, keinerlei Gewalteinwirkung zu erkennen. Trotzdem bleibt ein seltsames Gefühl bei der Sache, irgendetwas passt nicht ins Bild, vielleicht bin ich aber auch einfach nur übernächtigt. Ich werde den Vorfall im Hinterkopf behalten.

 

15. Ingerimm, 1012 BF: Nachforschungen über Greifenfurt

Es ist mir immer noch nicht klar, was die Schwarzpelze mit den Grabungen auf dem Praiosberg bezweckt haben. Vielleicht hätte ich das Loch nicht gleich wieder zuschütten lassen sollen? Nun, vergeblich jetzt noch darüber nachzudenken. Meine Männer finden immer wieder beunruhigende Schriftstücke im Archiv des Magistrats. Es scheint, als ob Greifenfurt schon früher das Ziel zahlreicher Orkangriffe gewesen ist. Ob die Stadt Saljeth, die immer wieder in den Schriften auftaucht, gar in Wahrheit das alte Greifenfurt ist? Ich hoffe meine Männer finden noch weitere Hinweise und können der Sache auf den Grund gehen. Es ist immer gut zu wissen was der Feind mit seinen Taten bezweckt.

 

17. Ingerimm, 1012 BF: Mord an Voltan Breitenfurt

Wieder gab es einen Mord. Ein denkbar ungünstiges Opfer – Voltan war einer meiner fähigsten Offiziere. Er wurde heute morgen auf dem Platz vor dem Rondratempel aufgefunden. Vollkommen ausgeblutet, die Kehle wurde wohl mit einem schartigen Messer aufgeschlitzt. Mythornius hat mich allerdings auf ein kleines Einstichsloch unterhalb der Wunde aufmerksam gemacht, seltsam. Ich hoffe wirklich, dass mich meine dunklen Ahnungen täuschen. Ich sollte versuchen die düsteren Träume ignorieren, was gäbe ich doch für einen Geweihten des Boron in der Stadt.

 

Der Maraskaner Alrijin ist seit heute auch nicht mehr auffindbar, ob er wohl ebenfalls ein Opfer der Orks oder gar von schlimmeren Mächten wurde? Seine Besitztümer sind allerdings nicht mehr in seiner Kammer im Palas der Garnison, vieles spricht also eher für eine übereilte Abreise. Ob er gar selbst der Mörder war? Mal sehen was meine Männer über den Vorfall noch rausfinden können und ob die Morde nun aufhören.

 

Auf jeden Fall ist es nicht gut für die Moral der Bürger, egal ob nun Orks oder andere Mordbuben durch die Straßen der Stadt ziehen. Ich werde die Wachen auf den Mauern verdoppeln lassen und versuchen, den nächsten Mord geheim halten.

 

20. Ingerimm, 1012 BF: Entsatz

Am heutigen Tage kamen drei Schwadronen der Ragather Kürassiere unter Oberst Alrik von Blautann und vom Berg in Greifenfurt an. Nun, nach einem Gespräch unter vier Augen ist Entsatz vielleicht doch nicht ganz das richtige Wort: Von Blautann und seine Männer sind oder besser waren die Vorhut des kaiserlichen Heeres, das etwa zwei Tagesmärsche von Wehrheim entfernt lagert. Die Reiter entfernten sich dank des jugendlichen Übermuts von Oberst von Blautann zu weit vom Hauptheer und gerieten in einen Hinterhalt der überraschend neu formierten Orks. Der Rückweg zur Armee des Prinzen war versperrt, es blieb nur die Flucht nach Westen in Richtung Greifenfurt. Über 30 Mann hat von Blautann bei seiner tollkühnen Aktion verloren, mir allerdings soll es nur recht sein – 120 erfahrene Mann Schwere Reiterei sind ein Geschenk der Zwölfe! Ich muss allerdings versuchen, die aufbrausende Art des Obristen kontrollieren, nicht dass sich von Blautann und Ungrimm noch gegenseitig zerfleischen. Ich habe ihm gleich zu verstehen gegeben, dass ich als Obrist und Stadtkommandant die absolute Befehlsgewalt habe und bei Bedarf das Kriegsrecht auch ohne Rücksicht anwenden werde. Ich hoffe er hat dies auch wirklich verstanden, ich kann keinen Ärger in der Stadt gebrauchen, der Stadtrat unter dem fetten Brohm reicht mir in dieser Hinsicht völlig.

 

Ich habe die Kürassiere in den Reiterquartieren der Garnison einquartieren lassen, von Blautann und seine Rittmeisterin von Wilsenmund werden zusammen mit den Bannerträgern ab sofort an den Offiziersbesprechungen teilnehmen.

 

21. Ingerimm, 1012 BF: Rede an die Greifenfurter Bürger

Ich habe die Ankunft der Kürassiere öffentlich erklärt. Natürlich habe ich das Ganze ein wenig ausgeschmückt und versichert, dass der Prinz mit der Hauptarmee schon bald kommen wird – nur noch wenige Wochen müssen die Bürger der Stadt durchhalten, dann wird alles gut enden, das Übliche eben. Ich hoffe ich kann die Männer und Frauen der Stadt noch eine Weile hinhalten, denn tatsächlich bin ich mir nicht sicher, wann der Prinz es schaffen wird, Greifenfurt zu erreichen. Ich hoffe es wird noch dieses Jahr, möglichst vor dem Firunmond, geschehen. Ich möchte nicht den kompletten Winter über in einer von Orks belagerten Stadt festsitzen, da gibt es wahrlich schöneres.

 

23. Ingerimm, 1012 BF: Lebensmittelkonfiszierung

Zur Sicherheit habe ich nach Rücksprache mit meinen Leuten die Lebensmittel der Stadt konfiszieren lassen und die Verteilung der Lebensmittel ab sofort unter mein Kommando gestellt. Nun liegen mir neben dem fetten Brohm auch noch die alte Elfenberg und die anderen Patrizierfamilien der Stadt in den Ohren. Hätte ich genügend Soldaten zur Verfügung, würde ich dem Ganzen ein schnelles Ende bereiten und den Rat einfach auflösen, aber so wie die Dinge stehen bin ich auf die Greifenfurter angewiesen, auch wenn das verschlagene Patrizierpack nur sein eigenes Wohl im Sinne hat. Würde jeder ihrer Dukaten für einen kampferprobten Verteidiger stehen, all meine Probleme wären auf einen Schlag gelöst.

 

12. Rahja, 1012 BF: Ausfall der Reiterei nach Breitenbruck

In den letzten Wochen ist kaum etwas passiert, unsere Späher melden immer wieder Orktruppen in den Gebieten der Greifenmark, aber nie in der Nähe der Stadt. Einige der Späher sind allerdings auch nicht mehr von ihren Erkundungsgängen zurückgekommen, ein schlechtes Zeichen.

 

Die Zeit scheint günstig zu sein, daher habe ich die Kürassiere nach Breitenbruck geschickt, um dort die restlichen Bauern zu evakuieren. Nicht dass diese bei der Verteidigung der Stadt eine ernsthafte Hilfe sein werden, doch für die Moral der Greifenfurter ist diese Aktion sicherlich förderlich.

 

26. Rahja, 1012 BF: Lysandras Streiter möglicherweise tot

Am heutigen Tage hat Roban einen der Männer Lysandras, grausam zu Tode gefoltert, am nördlichen Treffpunkt, ein kleines Wäldchen nördlich der Stadt, vorgefunden. Kein gutes Zeichen, ich schätze Lysandras Streiter werden uns in Zukunft nicht mehr helfen können. Hätte ich die dickköpfige Amazone doch bloß überzeugen können in der Stadt zu bleiben. Nun ist es zu spät. Ich bete für sie und ihre Männer und hoffe, dass sie wenn dann nur tot in die Hände der Orks gefallen sind. Anderes wünscht man nicht einmal Mördern und Dieben, ja nicht einmal seinem ärgsten Feinde.

 

29. Rahja, 1012 BF: Die Henker Greifenfurts

Nicht genug dass mir ständig der fette Brohm in den Ohren liegt und ich den jungen Blautann davon abhalten muss, ein Alveranskommando nach dem anderen zu führen - nun auch noch das! Es scheint so, als ob sich hinter den Henkern Greifenfurts ein düsteres Geheimnis verbirgt. Den letzten Henker vor Zerwas hat gar die heilige Inquisition vor etwa 300 Jahren von seinem unheiligem Leben befreit, zusammen mit der Dämonenbuhle Derlala Brohm. Irgendetwas stimmt auch mit Zerwas nicht, ich habe ein ungutes Gefühl in seiner Nähe. Er ist einfach zu freundlich, um es wirklich ehrlich zu meinen. Ich werde meine Männer weitere Nachforschungen führen lassen.

 

Vielleicht sollte ich auch Agentin Eulenflug auf ihn ansetzen, immerhin scheint er dem schwachen Geschlecht wahrlich nicht abgeneigt zu sein, und Eulenflug weiß ihre Reize gar trefflich einzusetzen, wie sie es auch schon bei Mythornius gezeigt hat.

 

30. Rahja, 1012 BF: Ankunft von Baronin Ira von Seewiesen

In der Nacht auf den ersten Namenlosen wurde die schwerverletzte Hauptfrau Ira von Seewiesen, Hauptfrau der Panthergarde, des Prinzen Leibgarde, schwer verletzt vor dem Südtor der Stadt aufgegriffen.

 

Ich habe eilig die Offiziersrunde einberufen – hätte ich es doch besser gelassen! Die ersten Worte der Soldatin waren: „Der Prinz ist tot!“, schlimmere Kunde hätte uns von draußen wahrlich nicht erreichen können. Nach genauerer Befragung stellte sich heraus, dass der Prinz zusammen mit seiner Leibgarde in einen Hinterhalt der Schwarzpelze geraten ist. Hauptfrau Seewiesen wurde im Verlauf des Kampfes vom Pferd gerissen und just in dem Moment bewusstlos geschlagen, als auch der Prinz, umringt von zahlreichen Schwarzpelzen, vom Pferd gefallen ist. Als sie wieder erwachte befand sie sich in der Gefangenschaft der Orks, ein in Pelze gehüllter Mann kümmerte sich um sie. Dieser Mann, offensichtlich ein Verräter mit dem Namen Gamba, eröffnete der Baronin den Tod des Prinzen.

 

Am nächsten Morgen zogen die Schwarzpelze – gut 1500 Kämpfer, dazu Kriegsoger, Trosswagen und schweres Belagerungsgerät – gen Greifenfurt, die Baronin und andere Kriegsgefangene bei sich, wohl um sie ihren grausamen Blutgötzen zu opfern. Den Zwölfen sei Dank konnte von Seewiesen entkommen.

 

Ich habe die Baronin magisch untersuchen lassen – sie steht unter keinem Zauber, der Bericht scheint also wahr zu sein. Nun, immerhin hat sie den Prinz nicht explizit sterben sehen, ein Hoffnungsschimmer, möglicherweise gar eine List der Schwarzpelze. Allerdings kaum vorstellbar, dass sie so subtil vorgehen können, gelten sie doch allgemein nur als tumbe Bestien. Vielleicht ein Werk dieses verräterischen Gambas?

 

Später habe ich mit meinen Männern eine Rede für die Bürger der Stadt vorbereitet. Überraschenderweise waren sie recht hilfreich, selbst der Nostrier.

 

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